Was hat loslassen mit Trauerarbeit und Resilienz zu tun?

Rubina Ordemann

Eine persönliche Erfahrung und die 6 wichtigsten Tipps für mehr Freiheit

„Du kannst nur weiterkommen, wenn du loslässt.“ Eine der wertvollsten Lektionen, die ich in meinem Berufsleben erhalten habe. Eine Lektion, die ich ungefähr mit Mitte 20 bekam. Im Job hat es mich früher so manche Träne gekostet, loszulassen, was ich aufbaute. Lernen, dass die Dinge weitergehen, einfach anders. Lernen, dass Andere „meine“ Dinge anders machen. Nicht besser. Nicht schlechter. Einfach anders. Und das Wichtigste: es sind nicht mehr „meine“. Heute über 20 Jahre später, schaue ich mit einem milden Lächeln voller Dankbarkeit zurück. Darauf, dass ich es gelehrt bekommen habe. Dass ich daran gearbeitet und es umgesetzt habe. Ich durfte noch viele Male loslassen. Immer mit Erfolg. Für mich. Für Andere. Und ich habe es selbst vielen Menschen weitergegeben – das größte Geschenk.

Bis vor wenigen Wochen dachte ich (und habe es auch in einem Post geschrieben), dass ich das heute beinahe mühelos mache. Denn: ich habe vor einigen Monaten einen wunderbaren Job gekündigt, eine Stellung als Geschäftsführerin losgelassen und dank des Los-Lass-Trainings ist mir der Rollenwechsel sehr leichtgefallen. In den letzten Wochen in meinem alten Job war ich nicht mehr Chefin, habe das Team auf die neue Führung vorbereitet, Projekte abgeschlossen und viel getan habe, um einen guten „Abschluss“ hinzubekommen. Das war doch ein sehr guter Beweis, denn mein alter Job war mir so treu und wichtig. Viele Projekte waren „mein Baby“, wie man so schön sagt.

Und dann starb erst meine geliebte Oma. Ein paar Wochen später wurde ich in ein Familiendrama hineingezogen, bzw. ich war einfach Teil dieser Wellen, die so ein Drama schlägt. Meine Freundin wurde getötet, nein, es muss genau benannt werden. Ermordet.

Ebenso ihre zwei Mädchen. Sie war 40 Jahre jung, die Mädchen 3 und 5 Jahre – Leben was noch gar nicht so richtig gelebt wurden.

Die Welt stand still für einige Menschen und doch dreht sie sich weiter. In meinem Schock und meiner Trauer merkte ich selbst, wie ich gelähmt war. Ich konnte meine Freundin nicht loslassen. Gefühlt 24 Stunden am Tag war sie und die Tragödie präsent.

Aber kann man das »los-las- sen« wie ich es immer wie- der gelernt habe, einfach bei Trauer anwenden?

Das vermag ich nicht zu sagen. Trauer ist die stärkste Emotion, die wir haben und jede:r seinen Weg damit umzugehen. Mir persönlich hilft mein Instrumentenkof- fer sehr. Nach unfassbar vielen Tränen wurde es Zeit den Koffer zu nutzen.

Ich nehme euch mit auf die Reise des Loslassens. Lest, was das mit Verantwortung und Resilienz zu tun hat. Erfahrt, wie mächtig wir sind.

Schritt eins: Gedanken

»Obacht! Achte auf deine Gedanken«

Oft glauben wir, dass Gedanken oder Ideen einfach in unserem Kopf kreisen. Nun ist jeder Gedanke eine kleine Energiewelle – eine Gedankenförmchen. Diese ist real – sie existiert. Wir sind umgeben von vielen Frequenzen – viele nehmen wir nicht wahr (Lichtgeschwindigkeit, Radiofrequenzen…). Nur wenn wir „unseren“ Radiosender auf die richtige einstellen, hören wir unseren Lieblingssender. Wir hören und sehen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Die Gedankenform hat nur die eine Aufgabe: Den Gedanken zu erfüllen. Dem Gedankenförmchen ist es dabei egal, ob dein Gedanke förderlich oder hinderlich ist. Sie sucht ähnliche Gedankenförmchen – sie ziehen sich an, um den Gedanken zu erfüllen.

Schritt zwei: Überzeugung

Zuerst ist die Überzeugung da. Deine Erfahrung bestätigt deine Überzeugung. Diese Überzeugungen gibt es bewusst und unbewusst.

Förderliche Überzeugung
Hinderliche Überzeugung
Alles klappt
Nichts klappt
Ich bin klug
Ich bin dumm
Ich bin genug
Keiner liebt mich
Wenn wir versuchen, Andere zu überzeugen, wird unsere Kommunikation gestört.

Denn die Wahrheit gehört dem, der sie glaubt. Und so gibt es unzählige Wahrheiten wie Glaubende. Wir alle schaffen unsere Welt auf Basis unserer Überzeugungen. Das ist unsere Perspektive auf die Welt. Darum sieht es auch Jede:r anders.

Wie ist dein Selbstkonzept?

Damit sind alle Aussagen gemeint, die du auf „Ich bin…“ beantwortest. Auch hier gibt es hinderliche, begrenzende oder förderliche, unterstützende Aussagen.

Ein Beispiel, wie ich es in meinen Coachings von meinen Kunden oder in Karriereberatungen erlebt habe:

Stamm (als Metapher, dass von einem Stamm, deiner Basis-Überzeugung alles ausgeht):

»Ich bin genug, habe immer zu jedem Zeitpunkt was ich brauche und fühle mich sicher«

Daraus kann sich ergeben: Mein Job macht mich zufrieden. Ich werde geliebt von den Menschen, die mir wichtig sind. Ich habe genug Geld. Ich bin in einer guten Partnerschaft

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Ein anderer Stamm:

Jemand, der „ungewollt“ auf die Welt kam, von einem oder beiden Elternteilen für deren Einschränkung durch die Geburt verantwortlich gemacht wurde, wächst vielleicht mit der Überzeugung auf, für das Unglücklichsein anderer Menschen verantwortlich zu sein.

»Ich bin für das Unglück Anderer verantwortlich«

Daraus ergibt sich: Ich brauche für alles eine „Erlaubnis“, ich kann nicht „nein-sagen“ aus Angst verlassen zu werden, ich kann um nichts bitten.

Nehmen wir Matz: Matz war bei mir mit der Überzeugung, die Welt hat für ihn nichts Besonderes vorgesehen und mit ihm stimmt was nicht. Der Beweis war, dass er glaubte, sein Chef möge ihn nicht, eine Weiterbildung schaffe er nicht. Das Studium habe schließlich auch schon nicht geklappt und Beziehungen gehen immer schief, da er Andere einfach nicht glücklich machen könne und so weiter.

Wohin werden ihn seine Überzeugungen bringen? Richtig, es wird immer so weiter gehen und sogar schlimmer werden. Das was Matz macht, nennt man Selbstsabotage.

WIE GEHEN WIR DAGEGEN VOR?

Die Grafik rechts zeigt es dir.

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Schritt drei: Aufmerksamkeit

»Auf was du deine Aufmerksamkeit richtest, verstärkt oder erweitert dein Leben«

Unsere Aufmerksamkeit baut, mit Unterstützung unserer Überzeugungen, was wir unser Leben nennen.

Nochmal: Auf das, was du deine Aufmerksamkeit richtest, das verstärkt oder erweitert sich in deinem Leben. Egal ob hinderlich oder förderlich.

Beispiel gefällig? Du oder deine Freundin sind schwanger. Plötzlich siehst du viele andere schwangere Frauen und der passende Artikel zum Thema Schwangerschaft fällt dir vor dir Nase. Das kennen wir doch alle, oder? Ist das Kind da, geht die Aufmerksamkeit zum nächsten Thema.

Vielleicht soll nun ein Hund die Familie ergänzen. Aber geht das mit einem Baby? Und zack, siehst du Familien mit Hund, kommst mit Ihnen ins Gespräch…

Schritt Vier: LENKEN

Lenke deine Aufmerksamkeit auf das, was zu erreichen möchtest.

Nicht auf den Mangel. Nicht auf die Hindernisse. Tauchen Hindernisse auf,  befasse dich damit – klar, das ist wichtig. Wichtig ist, die Aufmerksamkeit auf dem Ziel zu lassen. Konzentrierst du dich auf die Hindernisse, wirst du dein Ziel höchst- wahrscheinlich nicht erreichen. Oder ganz schwer – weil es vielleicht deine Überzeugung ist, dass du alles nur schwer erreichst??

Schritt fünf: VERANTWORTUNG schafft Macht

Viele unserer Lebenserfahrungen schaffen wir selbst. In vielen Büchern steht, dass du komplett selbst dafür verantwortlich bist. Davon distanziere ich mich sehr. Wenn du beispielsweise Opfer von Gewalt geworden bist, bist du dafür in aller Regel nicht verantwortlich und eine solche Behauptung ist fatal für diejenigen, die so ein Trauma überlebt haben. Gleichwohl haben wir für fast alles tatsächlich die Verantwortung, denn wir müssen im Leben nur 2 Dinge. Irgendwann diese Erde verlassen und die Konsequenzen unseres Handelns tragen. Letzteres ist die Verantwortung. Du hast so viel Macht. Innere Macht. Persönliche Macht. Macht des Selbstvertrauens. Macht des Selbstbewusstseins. Wer diese hat und spürt, braucht diese nicht mehr über Andere ausüben.

Schritt sechs: Wertschätzung im Jetzt und Güte zu dir selbst.

Was ist dieses Jetzt? Jetzt ist gerade vorbei. Und wieder vorbei. Das Jetzt ist jetzt, wo du dieses Wort liest. Ist es dir schon passiert, dass du Auto gefahren bist und als du am Ziel angekommen bist, wusstest du gar nicht, wie du dorthin gekommen bist? Du warst nicht im Jetzt. Du hast die schöne Blumenwiese mit den Störchen nicht gesehen. Du warst in Gedanken. Gedanken, die meist mit der Zukunft oder der Vergangenheit beschäftigt sind. Und dann auch noch meist bewertend. Bewertungen sind im Selbstgespräch meist negativ und somit hinderlich. Und schon arbeiten wir an der der nächsten Erfüllung. Positive Selbstgespräche auf dein Ziel gerichtet sind super. Sei gütig, milde, wertschätzend und positiv zu dir. So findest du deine eigene Anerkennung. Wer sich selbst achtet und wertschätzt kann das auch Anderen geben.

Nochmal zu Erinnerung, unten die Grafik.

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So oft versuchen wir so zu kommunizieren, dass wir die Gefühle Anderer ja nicht verletzen. Jetzt wissen wir, dass geht gar nicht. Du bist niemals für die Gefühle des Anderen verantwortlich.

Niemand kann den Gedanken eines anderen Menschen ändern.

Das geht nur, wenn wir das selbst wollen, und wir können das auch nur ganz allein. Hast du schon mal versucht, jemanden zu ändern? Hat nicht geklappt, richtig?

Deine Gefühle werden von deinen Gedanken hervorge- rufen. Hast du gute, positive Gedanken, fühlst du dich gut. Bei negativen? Klar, fühlen wir uns nicht gut. Na Logo, ich habe in der Kommunikation auch eine Verantwortung und es gibt für alles ein Maß – gleichwohl kannst du die Gefühle anderer nicht bestimmen. Deine sehr wohl.

Und nun wieder zum Eingang der Geschichte. Geht das mit Trauer? Was hat das alles mit Resilienz und loslassen zu tun?

Am Ende haben viele von uns schon über das positive Denken gelesen und machen das an der einen oder anderen Stelle auch. Wenn ich so viel steuern kann, dann gilt es die hinderlichen, einschränkenden Gedanken loszulassen. Hinderliche Gedanken am besten gar nicht mehr zu denken, denn: Wenn die einschränkenden Gedanken bleiben, die dann Gefühle auslösen, die dann zur Wahrheit werden, dann bringt das in Summe doch nichts. So viel Mathematik kriegen wir alle hin.

Wenn ich 4 negativen Gedanken habe und 4 positive Gedanken bleibt rein rechnerisch null.

Ich komme also nicht weiter. Streichen wir die vier negativen Überzeugungen, bleiben die positiven als Ergebnis.

Ob das mit Trauer geht? Keine Ahnung. Ich habe es versucht und es geht mir deutlich besser. Meine Oma und meine Freundin sind ein wichtiger Bestandteil meiner Persönlichkeit. Ich habe sie in mir integriert. Ich empfinde so unendlich viel Dankbarkeit, diese Art von Dankbarkeit, die mir Tränen in die Augen treiben, diese Menschen an meiner Seite gehabt zu haben. Am Ende gehen wir unser Leben allein. Es gibt ein Zitat dazu:

»Wir kommen allein auf die Welt, wir leben allein, wir sterben allein. Nur die Liebe und Freundschaft können uns für einen Augenblick die Illusion verschaffen, nicht allein zu sein.«

Du findest, dass klingt frustrierend oder traurig? Fand ich anfangs auch. Viele Menschen haben das Gefühl von »Alleine-Sein« schon erlebt – inmitten von Menschen. Also ist es gar nicht so fern. Inzwischen finde ich es sehr befreiend. Denn die meiste Zeit habe ich diese Augenblicke der Illusion, nämlich ganz wunderbare Menschen um mich. Eine großartige, erfüllende Arbeit, Zufriedenheit. Allein zufrieden sein – für mich ein hoher Grad an Autonomie, der viel Raum für Freundschaft, Mitgefühl und Liebe für mein Umfeld lässt.

Und das schlimme Drama meiner Freundin hat mich erneut auf die Reise des Loslassens genommen. Denn es hat mir hinderliche Überzeugungen gezeigt, wie „schlimm“ das ist. Natürlich ist das schlimm – ich würde so gern dieses verdammten Kaffee mit ihr trinken. 2 Tage vor dem Drama haben wir uns dazu verabredet. Jetzt ist sie nicht mehr da.

Und ich trage die Verantwortung für meine Gefühle. Ich habe mich entschieden, wieder positive Gefühle zu haben. Das ich darüber auch mal weine, steht für mich nicht im Konflikt. Ich habe die beiden in mir integriert und damit losgelassen. Loslas- sen ist kein Verlust – es ist für mich eine Bereicherung. Jetzt habe ich den Kopf und beide Hände wieder frei. Ich kann lächeln, wenn ich an sie denke. Ich bin so beschenkt. So reich.

Und dann war da noch das Wort Resilienz.

Einfach gesagt, ist Resilienz die psychische Widerstandskraft. Also unsere Fähigkeit, mit Krisen umzugehen. Die Fähigkeit, an Widerständen nicht zu zerbrechen. Ich habe das Bild eines Bambusbaumes vor mir. Diese Geschichte hat bei mir einige Äste stark gebogen – nicht zerbrochen. Das ist meine Reise gewesen. Und dafür bin ich dankbar – sie hat mich stärker gemacht. Sie hat mich demütig ge- macht. Aufmerksamer für das JETZT, den Moment. Dir wünsche ich, dass dich dieser Blog ohne das große Drama zu einem Upgrade deines Lebens führt.

Wir upgraden PC‘s, Autos etc.

Wie wäre es mit einem Upgrade deiner Gedanken?

Viel Spaß dabei.

(Anmerkung: Dieser Blogartikel erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftlich fundierte Aussagen. Er ist vielmehr Zusammenfassung persön- licher und beruflicher Erfahrung kombiniert mit allem, was ich gelernt, gelesen oder studiert habe, ohne hier Quellen zu nennen oder expli- ziten Bezug zu nehmen. Alles, was ich bin, bin ich aufgrund meiner Erfahrungen, meiner Wegbegleiter: innen und allem, was ich gelesen und gelernt habe).

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