Work-Life-Balance als Ärztin – nur ein schönes Märchen?

Claudia Ahl

Letzte Woche habe ich ein sehr interessantes Gespräch mit einer tollen Kollegin aus München geführt. Sie berät Arztpraxen in Bezug auf Marketing und Kommunikation. 

Schnell waren wir uns einig, dass es in der Medizinwelt hauptsächlich ein großes Problem gibt, woraus am Ende alle Probleme ihre Wurzeln haben.

Und das sind wir als Unternehmerpersönlichkeit.

Unser Mindset und unsere innere Haltung entscheidet darüber, ob wir eine Work-Life-Balance haben, ob wir genügend Personal haben, wir die „richtigen“ Patienten bekommen  und damit letztendlich ob die Praxis floriert oder nicht.

Wie muss man sich das jetzt vorstellen?

Wir werden in ein Familiensystem hinein geboren, dessen Regeln, Normen und Werte wir als Kinder erst einmal ungefragt übernommen. Hier entstehen unsere sogenannten Glaubenssätze, also die Sätze, die bestimmen, wie wir unsere Welt sehen und wahrnehmen und woraus wir unsere Handlungsentscheidungen nehmen.

Ein solcher Satz könnte lauten: Ohne Fleiß keinen Preis, sei perfekt oder auch ich muss es den anderen beweisen oder aber auch ein Klassiker: ich bin nicht gut genug.

Fühlen Sie es schon? Diese Sätze sind wirklich anstrengend. Sie sind häufig ein unbewusster Motor über unsere eigenen Grenzen zu gehen, Grenzen, die wir meist noch nicht einmal gelernt haben wahrzunehmen.

Alte Glaubenssätze sind wie ein nicht upgedatetes Computerprogramm oder veraltete Medizingeräte. Sie haben einmal ihre Berechtigung gehabt, brauchen jedoch, damit wir zufrieden und glücklich leben können ein Update.

D.h., wir dürfen uns Zeit nehmen diese ausfindig zu machen und zu reflektieren.

Und das natürlich ganz besonders als Frau im Ärzteberuf. Sie haben nicht nur den Spagat zwischen Beruf und Familie zu gestalten, sondern zusätzlich auch noch die Herausforderung sich in einem von Männern dominierten Beruf zu behaupten. Kennen Sie das?

Ich kenne das sehr gut aus meinem ersten Leben als Sozialpädagogin und weiss wie sich der Satz: ich bin nicht gut genug anfühlt. Meine Tage waren von 7.00 – 19.30 gefüllt mit Hausbesuchen, Beratung, abends Admin, schlafen, schlechte Ernährung und das gleiche am kommenden Tag wieder.Mich hat das an den Rand des Burnout gebracht. Ich habe deutlich gemerkt, dass es so nicht weiter gehen kann.

Als ich diesen Antreibersatz jedoch erkannt habe, konnte ich andere Entscheidungen treffen. Z. B. Habe ich mich gefragt: was will ich wirklich? Was macht mich glücklich? Lebe ich das schon?

Ich habe mich auf den Weg gemacht, mich wirklich kennenzulernen, also verstehen zu lernen, wie bin ich eigentlich so geworden? Wer hat mir von meinen Eltern und Bezugspersonen erklärt wie die Welt funktioniert?

Dazu habe ich zahlreiche Aufstellungen gemacht, viele Ausbildungen gemacht um genau zu dem Punkt zu kommen und zu fühlen: in meiner Welt spiegelt sich genau das, was ich über die Welt denke und fühle.

Ich kann ja immer nur das entscheiden, was ich auch sehen und verstehen kann. In Ihrem Falle z. B. Personal. Wen ziehen Sie an? Gibt es ein Muster nach dem Sie Ihr Personal aussuchen? Ich kenne viele Praxen, die sehr sozial eingestellt sind. Häufig gibt es dort auch Mitarbeiterinnen, die viele Probleme haben. Dann versuchen die Inhaberinnen diesen eine Chance zu geben, übersehen jedoch, dass diese Person die Aufgabe, für die sie eingestellt wurde kann erfüllen kann. Und automatisch kompensieren wir selbst – weil es ja unser Thema ist.

Also, fassen wir nochmal zusammen: wir sind alles das und erleben alles das, was wir denken und fühlen. Unsere Glaubenssätze sind unser Handlungsmotor.

Um jetzt in eine gelungene Work-Life-Balance zu kommen ist es wichtig, sich folgende Fragen zu stellen:

  • will ICH das?
  • WILL ich das?
  • will ich DAS?

Damit reflektieren Sie Ihre Werte, Normen und Bedürfnisse. Drei einfache kleine Fragen.

Schon einmal darüber nachgedacht, sich eine kleine Auszeit zu gönnen um über diese Fragen mit Abstand vom Alltag nachzudenken? Wenn das mit Ihnen in Resonanz geht, freue ich mich über eine Nachricht und Sie hierin unterstützen zu können.

Alles Liebe und bis bald

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