Praxisübernahme – Altes Team und neue Mannschaft – wie gelingt ein WIR?

Kommunikation von Anfang an

Sie sind voller Freude, übernehmen eine Praxis und können diese ganz nach Ihren Vorstellungen gestalten! Voller Elan gehen Sie los, denn nun gibt es sehr viele Dinge zu regeln. MitarbeiterInnen sind vorhanden, klasse, ein Punkt weniger auf der Liste! Doch VORSICHT. Auch wenn dort vermeintlich ein Haken gesetzt werden kann, ist es für mich einer DER entscheidenden und zeitintensivsten Punkte. Warum? Dazu hier mehr:

1. Die Basis Vertrauen

Für die MitarbeiterInnen kann eine Übernahme wie ein Erdbeben sein. Das Gewohnte, die Sicherheit, wird einmal kräftig durchgerüttelt. Was bleibt stehen und was bricht zusammen? Für Sie als Gründerin ist es eine aufregende, stressige und doch freudige Zeit. Für die MitarbeiterInnen ist diese Situation womöglich beängstigend und verunsichernd. Fragen werden sich auftun: Was passiert mit meinen Kolleginnen? Werden alle bleiben? Wie ist die neue Chefin so? Werde ich mich wohlfühlen? Was wird sich alles ändern?

Diese Fragen können Sie sicher nicht alle sofort beantworten, und so ist erstmal Vertrauensaufbau und miteinander Reden angesagt. Sie werden sehen, dass die Zeit für Kommunikation einen Großteil des Prozesses einnimmt, aber auch entscheidend zum Erfolg der Übernahme beiträgt.

Schauen Sie erstmal, was als Basis vorhanden ist, bevor sie neue MA suchen. Sie sind ein wichtiges Bindeglied zu den PatientenInnen, die ebenso neues Vertrauen aufbauen müssen und bringen die nötige Sicherheit und Vertrautheit in die neue Praxis.

2. Zeit nehmen Zeit geben

Wie ist die Praxis entstanden? Wie sind die MitarbeiterInnen in die Praxis gekommen? Was haben sie bisher erlebt? Machen Sie sich mit der Geschichte der Praxis vertraut. In den Gesprächen bekommen Sie einen guten Einblick in die bisher gelebte Kultur und Sie signalisieren auf diese Weise den MitarbeiterInnen Wertschätzung! Das Alte braucht eben auch eine Würdigung.

Zeit nehmen, um sich kennenzulernen, Wünsche, Bedürfnisse, Erwartungen zu erfahren und gemeinsam Neues zu planen. Welche Dinge sind so gut, dass sie bleiben sollen? Welche Dinge können verabschiedet werden und was wollen wir stattdessen? Welche Werte haben wir gemeinsam und welche Vorstellungen von der Zukunft der Praxis haben sie als neue Inhaberin? Nehmen Sie sich die Zeit, sich gemeinsam auszurichten. In einem Teamworkshop z.B. mit LegoÒ Serious PlayÒ können Sie sich auf eine andere Art kennenlernen und verständigen sich auf Visionen, Ziele und Ausrichtung der neuen Praxis. Das Bedürfnis mitzugestalten und Neues zu formen, wohnt jedem Menschen inne. Nutzen Sie diese vorhandene Power Ihrer MitarbeiterInnen und geben Sie in der Unsicherheit eine klare Perspektive.

Vielleicht denken Sie jetzt: Erstmal starten. Darum kümmern wir uns später. Das wäre, als ob Sie losfahren und beim Navi vergessen, das Ziel einzugeben

3. Neue Mitarbeiterinnen

Aus welchen Gründen auch immer Sie neues Personal einstellen wollen, binden Sie das alte Team auch hier von Anfang an mit ein. Besprechen Sie die Position z.B. anhand der Stellenbeschreibung aus dem QM. Gibt es Aufgaben/ Zuständigkeiten, die durch eine Neu Umverteilung besetzt werden können? Welchen Bedarf hat die Praxis und was sollte die KollegIn unbedingt mitbringen. Hier können Sie auf die Erfahrung der MitarbeiterInnen zurückgreifen, wertschätzen ihre Expertise und bereiten damit das Fundament für die Akzeptanz der Neuen. Haben Sie schon Vertrauen aufgebaut, dann ergibt sich hier auch die Chance, das Netzwerk der MitarbeiterInnen mit gezielten Anfragen anzuzapfen.

Danach heißt es: Bewerbungsgespräche führen. Am besten mit einem Leitfaden für die grobe Struktur und eine Vergleichbarkeit. Wie entscheiden Sie sich nun für das richtige Personal? Hören Sie auf ihr Bauchgefühl, lauschen Sie, welche Gedanken während des Gespräches auftauchen und nehmen Sie diese ernst. Das erspart so manche Überraschung.

4. Reihenfolge erkennen

Sie gründen diese Praxis neu, für Sie ist es der Beginn Ihrer eigenen Praxis. Für die MitarbeiterInnen, die die Praxis mit aufgebaut haben, fühlt es sich jedoch nicht neu an. Für sie hat die Praxis schon eine Geschichte und damit fühlen sie sich länger zugehörig. Das ist wichtig beim Einhalten einer Reihenfolge. Kennen Sie das Gefühl: Sie stehen in der Schlange und werden überholt? So geht es auch dem Team. Wird dem bestehenden Team jemand Neues vorgesetzt, fühlt es sich wie vordrängeln an. Auch wenn es für die Stellenbesetzung logische Gründe gibt, führt dieser Punkt oft zu „Bauchgrummeln“. So banal das für Sie klingen mag, gefühltes „Vordrängeln“ ist eine der häufigsten Ursachen für spätere Konflikte. Stichwort: Neue Besen kehren gut. Mit einer rechtzeitigen Einbeziehung des Teams in den Bewerbungsprozess und einer offenen, klaren Kommunikation über die Hintergründe können Sie diese Falle minimieren. Dabei geht es nur um die reine Information und nicht um die Rechtfertigung Ihrer Entscheidung.

5. Das Alte verabschieden das Neue begrüßen

Kennen Sie den Grasbaum? Das ist eine Pflanze, die ein Buschfeuer braucht, um neu auszutreiben und damit gut wachsen zu können. Was hat der mit Ihrer Situation zu tun? Damit meine ich, dass Sie mit Ihrem neuen Team Abschied vom Alten nehmen und die neue Praxis begrüßen.

Machen Sie ein verbindendes Ritual daraus. Treffen Sie sich zum Beispiel an einer Feuerschale und danken Sie für das Alte. Nehmen Sie auch Abschied vielleicht ist jemand aus dem Team traurig, über das Ende dieser Ära. Ein solches Ritual gibt Raum zum Loslassen und traurig sein, schafft eine Verbindung zwischen alt und neu und hilft sich dann ganz auf das Kommende einzulassen. Wie bei einem Jahreswechsel schlagen Sie dann gemeinsam das neue Kapitel auf.

Zum Schluss kommt hier für Sie meine grob vereinfachte TO DO Liste:

  1. Meine Vision für die Praxis
  2. Personal kennenlernen und Gespräche führen
  3. Neues Personal finden
  4. Workshop Praxis gestalten mit Vision Strategie Struktur

Nur Mut!

Sie sehen, das Personalwesen ist schon vor dem Start eine Riesenherausforderung. Noch dazu, wenn Sie nicht viel Erfahrung im Punkt „Führung“ haben. Wichtig für alte und neue Mitarbeitende ist Ihr Vorbild, ihre Klarheit und Orientierung. Jede Minute, die Sie in Gespräche und Absprachen investieren, ist Goldwert und rentiert sich doppelt durch Leichtigkeit in Ihrer Führung Ihrer.

Doch Sie müssen auch nicht alles allein machen. Es hilft, jemanden an der Seite zu haben, der Sie unterstützt, Mut macht, den klaren Blick behält und Ihnen bei schwierigen Personalentscheidungen ein Sparringspartner ist. Nutzen Sie Ihr bestehendes Netzwerk, Expertinnen finden Sie auch hier!

Wenn Sie Ideen und Begleitung beim Aufbau des Teams, der Entwicklung Ihrer MitarbeiterInnen oder Feinjustierung Ihrer Führung wünschen, dann melden Sie sich jetzt! Ich freue mich auf Sie.

Ihre Netzwerk Expertin 

Hanka Schiebold

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