Prophylaxe in Corona-Zeiten?

Sabine Kittel

Gesundheit an 1. Stelle!

Vor einigen Jahren habe ich interessante Bilder zum Thema „Aerosolausbreitung“[1] in unmittelbarer Nähe zur Mundöffnung gesehen, die mir nun in Zeiten von Corona wieder in den Sinn kamen.

Diese Bilder zeigen, wie wichtig die richtige Sitzposition bei der Anwendung von Schall-/Ultraschall-geräten und Pulver-Wasserstrahl-Technik ist. Es ist eindeutig zu sehen, wie sich das Aerosol um Patienten und Behandler*In verteilt. Die Keimbelastung ist in der 10 bis 12 Uhr-Position am höchsten.

Meiner Meinung nach ist es gerade jetzt umso wichtiger diesen Aspekt des Infektionsrisikos in der täglichen Arbeit am Patienten zu berücksichtigen.

Klar ist, die therapeutische Prophylaxe mit all seinen Facetten DIE tragende Säule der Zahnmedizin ist. Der größte Teil unserer Patienten weiß um die Wichtigkeit eines regelmäßigen Recalls und kommt diszipliniert zum Termin. Nun fällt dieser Termin kurzzeitig weg. Womöglich stellt sich die ein oder andere Verschlechterung der parodontalen Situation ein. Das ist schade und sicher nicht gewollt, doch gleichzeitig steht die Vermeidung von Neuinfektionen und das Verlangsamen der Ausbreitung des Coronavirus an oberster Stelle. Hier geht es im schlimmsten Falle um Menschenleben!

Also überlegen wir gemeinsam: Macht es Sinn und ist es verantwortbar weiterhin Prophylaxe-behandlungen durchzuführen – trotz Corona?
Ich denke hier kommt nur eine Antwort in Frage: „Nein“.

Doch wie gehen wir in den Praxen damit um? Welche Lösungen gibt es? Wie gehen wir mit möglichen Konflikten im Team (Vorgesetzte und Mitarbeiter) um, wenn es darum geht die Prophylaxeabteilung zu schließen? Was machen die Prophylaxemitarbeiter*Innen in der Zeit ohne Patienten? Ich habe Ihnen einige Ideen und Anregungen zu diesen Fragestellungen zusammengestellt.

Zur 1. Frage: Wie gehen wir damit um?

Schauen wir uns die Informationen des Robert-Koch-Instituts zum Thema „Aerosole“ [2] an. Darin ist zu lesen, dass die Entstehung von Aerosolen möglichst wirksam verhindert werden sollen.

  •  Eine wirksame Absaugtechnik ist anzuwenden.
  • Die Verwendung von Ultraschallhandstücken, piezoelektrischen Ultraschall- und Chirurgiegeräten ist zu vermeiden.
  • Die Verwendung von Pulverstrahlgeräten („z. B. „Air-Flow“) ist zu vermeiden.
  • Die Verwendung von Turbinen ist zu vermeiden.
  • Antiseptische Mundspülungen können dazu beitragen, eine Infektionsübertragung zu minimieren.
  • In Abhängigkeit von Art und Umfang der Exposition und des Infektionsrisikos entsprechende Persönliche Schutzausrüstung konsequent und ordnungsgemäß zu tragen. Die zusätzliche Verwendung von Visieren/Schutzschilden bei der zahnärztlichen Behandlung kann die Sicherheit weiter erhöhen.

Zur 2. Frage: Welche Lösungen gibt es?

  • Den Prophylaxe-Recall aussetzen!
  • Die bestellten Patienten werden angerufen und die Situation erklärt. Hierzu vorab im Team besprechen, was genau gesagt werden soll. Ich kann aus meiner Erfahrung berichten, dass die Patienten sehr dankbar dafür sind, dass wir ihnen die Entscheidung abnehmen und verantwortungsvoll handeln.
  • Natürlich bitte immer den Hinweis geben, dass die Praxis besetzt ist, um bei eventuellen Zahn-Beschwerden oder Schmerzen helfen zu können.
  • Bitte allen abbestellten Patienten versichern, dass sie, sobald es wieder möglich ist, einen neuen Termin bekommen.
  • Bitte die Patienten in eine Liste eintragen, damit niemand vergessen werden kann und es leichter zu organisieren ist.

Zur 3. Frage: Wie gehen wir mit Konflikten im Team um?

Für Vorgesetzte als auch Mitarbeiter*innen ist es gleichermaßen eine Herausforderung über Sorgen und Ängste zu sprechen.

  • Bitte sprechen Sie offen über das mögliche Infektionsrisiko.
  • Respektieren Sie gegenseitig die unterschiedlichen Wahrnehmungen und vor allem bewerten Sie nicht die Meinung anderer. Es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“. Es gibt nur das „Jetzt“.
  • Gehen Sie untereinander respektvoll mit den Ängsten um.
  • Überlegen Sie, wie sie schon lang anstehende Aufgaben vielleicht im Homeoffice erledigen können.
  • Gehen Sie neue Wege und verabreden Sie sich für Besprechungen in einer Web-Konferenz. Hierzu gibt es kostenlose Dienste, die Sie leicht nutzen können.
  • Die Prophylaxe-Instrumente können geschliffen werden.
  • Bilder, Video-Anleitungen für Ihre Checklisten und Arbeitsanweisungen im Qualitätsmanagement können erstellt werden.
  • Verabreden Sie, wer wann allein in der Praxis sein kann. Es gibt so viel Sinnvolles zu tun!

Zur 4. Frage: Was macht eine Prophylaxe-Fachkraft in der Zeit ohne Patienten?

1. Maßnahme:

a. sukzessive Überstundenabbau.
b. Im Homeoffice Aufgaben bearbeiten: Qm, Verwaltung, oder ähnliches
c. Protokollerstellung, Arbeitsergebnisse vorlegen/senden.

2. Maßnahme:

a. Resturlaub von 2019 abbauen.
b. Urlaubstage von 2020 abbauen.
c. Kurzarbeiterreglung anwenden: 0% oder z. B. XX% der Arbeitszeit canceln.

3. Maßnahme:

a. Nach der Corona-Krise: zusätzliche Tage, abends länger, geplante *Praxisschließungstage überdenken, ggf. Urlaubsblöcke kürzen.

4. Maßnahme:
a. Weiterbildungsplan erstellen. Mit Hilfe von Fachartikeln oder Webinare Wissen anreichern.

Übernehmen Sie Verantwortung und vertrauen Sie darauf, dass diese Krise einen Sinn hat, egal wie drastisch die Situation gerade ist – es hat auch eine gute Seite!
Seien Sie achtsam und vor allem bleiben Sie gesund!
Gern unterstütze ich Sie in Ihren Praxen mit Tipps, die zu Ihnen und Ihrer Situation passen. Ich bin per E-Mail, Telefon und auf den Social-Media-Kanälen Xing, Facebook und Instagram zu erreichen.