Was hat Segeln mit Praxisführung zu tun?

Hanka Schiebold

Heute nehme ich Sie mit ans Wasser, in einen Hafen mit vielen Segelbooten. Sie sitzen mit mir auf einer Bank, wir genießen die Pause in der Sonne mit einem duftenden Kaffee in der Hand. Herrlich. Da kommt ein Segelschiff ins Bild, drei Personen an Bord und es geht ans Anlegemanöver. Ich liebe diese Momente – „Hafenkino“ nennen wir das und es gibt kaum Unterhaltsameres. Denn jetzt wird es laut an Bord und das Gewusel fängt an. Die Position am Bug ist zwar besetzt, aber die Leinen haben sich vertüddelt, der Steuermann hinten sieht nicht wie weit er fahren muss, weil ihm das „Leinen klarieren“ die Sicht nimmt. Die Fender werden hektisch rausgehängt – zu früh – so passt das Boot nicht in die Box! Mit der Hektik weht nun ein rauer Ton über das Wasser.

Was hat das mit Praxisführung zu tun?

Sehr viel! Zeigt sich doch daran, wer das Kommando hat, wie gut die Positionen besetzt sind und ob
jeder weiß, was er zu tun hat. Schauen wir uns das Ganze der Reihe nach an und übersetzen es in den
Praxisalltag:

Wer hat das Kommando?

Klar, Sie als Chefin! Ihr Name steht an der Praxistür, Sie bezahlen die Rechnungen und Sie stehen bei den Banken in der Verantwortung. Das wissen Ihre Mitarbeiter*innen auch. Doch wissen Ihre Mitarbeiter*innen ebenso, wohin die Reise geht und was zu tun ist? Ja! Wunderbar, dann brauchen Sie nicht mehr weiterlesen und ich verrate Ihnen im Folgenden nichts Neues. Wenn Nein oder Jein, lesen Sie gerne weiter.

Sie als Chefin sagen an, wo es lang geht, am besten liebevoll konsequent und sehr bestimmt. Denn Sie wissen, wo sie mit Ihrer Praxis hinwollen. Sie geben den Kurs an Ihr Team weiter und sorgen dafür, dass Jede*r an der richtigen Stelle steht.

Wer steht wo?

Nicht Jede*r ist auf jeder Position ideal besetzt. Manchmal liegt jemandem die Aufgabe gar nicht, ab und zu braucht jemand Übung und dann und wann schwimmt jemand förmlich wie ein Fisch im Wasser.

Herauszubekommen, wer wo in seinem Element ist, ist nicht ganz leicht für Sie als Chefin. Stellenbeschreibungen sind hilfreich, wenn sie individuell besprochen wurden, Erwartungen und Anforderungen beiden Seiten klar sind, und auch benötigte Ressourcen klar benannt wurden (Zeit, ein Training, Unterstützung etc.). Sie kennen ja Ihr Team, wissen um die Stärken und werden die Positionen entsprechend besetzen. Wenn Sie dann im Team jede*n offiziell auf seine Position gestellt haben, ist allen klar, wer wo steht, wer was macht und wer gegebenenfalls Unterstützung leistet. Und Sie können sich entspannt ans Ruder stellen oder zum Bohrer greifen – Auf Ihre Mannschaft ist Verlass!

Alles klar?

In regelmäßigen Teammeetings können Sie Kurskorrekturen einleiten und die Richtung anpassen. Vielleicht verändert sich die Mannschaftsstärke, Positionen müssen getauscht werden oder es kommt jemand Neues an Bord. Ganz egal, was Ihren Alltag stört, Sie haben das Ziel weiterhin im Blick und nehmen daraus die Sicherheit auch reagieren zu können. Das bestärkt Ihr Team und die Sicherheit, die Sie geben, lässt auch Ihr Team Ruhe bewahren. Wenn Ansagen klar und deutlich kommen, bei Unklarheiten nachgefragt wird und alle ihre Positionen ausfüllen beziehungsweise ausfüllen können, dann geht auch niemand unterwegs über Bord.

Angekommen? Time to check!

So, Ziel erreicht, alle sicher gelandet. Zeit für Manöverkritik. Auch das gehört dazu, klar und deutlich zu benennen, wo es gehakt hat und was es braucht, damit es beim nächsten Mal „flutscht“. Anerkennung und Wertschätzung sind hier die bestimmenden Elemente. Und da sie jedes Teammitglied auf eine eigene Position gestellt haben, wissen Sie ja auch was er oder sie geleistet hat. Dadurch können Sie echtes Feedback geben und gegebenenfalls nachsteuern. Auf diese Art beflügeln Sie sich und Ihr Team dazu, sich auch an größere Ziele heranzutrauen. An Bord gibt es dazu ein „Einlaufbier“. Was fällt Ihnen Schönes für Ihre Praxis ein?

Fazit

Je mehr Klarheit Sie in Ihren Zielen und den handelnden Personen haben, umso klarer und konsequenter können Sie agieren. Ihr Team spürt in Ihrer Konsequenz die Sicherheit, die Unvorhergesehenes erfordert. Das wiederum erleichtert Ihnen die Führung und schafft Vertrauen. Funfact am Ende: Wie ich Ihnen so detailliert davon berichten kann? Vor Jahren habe ich selbst für das „Hafenkino“ gesorgt. Und wenn Sie sich auch noch fragen, wie Sie mehr Klarheit in Ihre Führung bringen können, dann melden Sie sich gerne bei mir. Manchmal sind es nur kleine Kurskorrekturen, die aus Gegenwind „Schiebewind“ machen. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

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Hanka Schiebold

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