Respektvolle Sprache und Taten in angespannten Situationen
Wie als Praxisinhaber*in unattraktive Maßnahmen kommunizieren, ohne das Vertrauen der Mitarbeiter*innen zu verlieren? Zurzeit überschlagen sich die Meldungen zum aktuellen Stand der Corona-Krise und die Termine in den Zahnarztpraxen werden zuhauf abgesagt. Sind am Anfang die gewonnen zeitlichen Kapazitäten willkommen, um Arbeiten zu erledigen, die immer wieder aufgeschoben wurden, so stellt mittlerweile jede Absage einen Umsatzverlust dar, der Unbehagen auslöst. Uns allen wird klar, dass eine Praxis dies auf Dauer nicht wegstecken kann. In vielen Praxen fallen gerade jetzt Entscheidungen, die teils mit aber häufig, ohne zuvor mit dem Team gesprochen zu haben, getroffen werden.
Worum geht es? Die Praxis ist ein wirtschaftliches Unternehmen, welches nur überleben kann, wenn Umsätze gemacht werden, die die Kosten decken (inkl. Steuerzahlungen, Eigenbedarfsentnahmen sowie Rücklagen). Die Praxis kann Einnahmen nur erzielen, wenn Patienten die Praxis besuchen und sich behandeln lassen. Dies ist aus aktuellem Anlass schwer geworden. Als verantwortungsvolle Unternehmerin müssen Entscheidungen getroffen werden, die das Überleben der Praxis sichern. Als Inhaberin der Praxis stehen Sie nun vor der Wahl:
- a) Betriebsurlaub machen
- b) Mitarbeiter*innen entlassen
- c) Kurzarbeit beantragen
Was passt am besten bzw. ist sozial am verträglichsten?
Viele Mitarbeiter*innen sind sehr verunsichert, denn was für die Praxisinhaberin die Praxismiete und Löhne ist, ist für die Mitarbeiter*innen die eigene Miete und die sonstigen Verpflichtungen, die sie haben.
Wie mit einer so noch nie da gewesenen Situation umgehen? Urlaub ist erst einmal eine Option, die den Mitarbeiter*innen, ermöglicht, 14 Tage oder auch länger zuhause zu bleiben und zu hoffen, dass es im Anschluss wieder wie gewohnt weitergehen kann.
Entlassungen sind stets mit menschlichen Schicksalen verbunden, derer sich alle Beteiligten bewusst sind und die nicht leichtfertig getroffen werden. Insbesondere, wenn nach überstandener Krise das Personal wieder benötigt wird. Mitarbeiter*innen, die sich in Stich gelassen fühlen, fehlt es an Vertrauen, um wieder in der gleichen Praxis tätig zu werden.
Die Möglichkeit für Kurzarbeit stellt eine Brück dar, um Entlassungen zu vermeiden und sich als Team solidarisch mit den Kolleginnen zu positionieren.
Unabhängig für welche Variante oder Kombination Sie sich entscheiden, wichtig ist die Kommunikation mit dem Team.
- Zeigen Sie die Möglichkeiten auf, die die Praxis zur Verfügung hat.
- Appellieren Sie an die Solidarität der Kolleginnen.
- Machen Sie deutlich wie schwer Ihnen die Entscheidung fällt.
Nicht nur die Fakten, sondern auch die emotionale Betroffenheit sollte kommuniziert werden, um die wirtschaftliche Tragweite aber auch das menschliche Miteinander zu wahren. Sprechen Sie sich im Vorfeld mit Ihrem Steuerberater ab, welche Optionen die geeignetsten sind, um sozial verträglich einen Weg zu gehen, den alle gemeinsam tragen und bei dem keiner aus dem Team vergessen wird.
Kommen Sie und Ihr Team gute durch diese anspruchsvolle Zeit!
Ihr Netzwerk-Expertin
Antonia Montesinos