Vor 20 Jahren habe ich die Praxis verlassen.
Nicht, weil die Arbeit in der Praxis mich nicht begeistert hätte. Der Beruf war spannend, lebendig und voller Möglichkeiten.
Aber: Meine Bedürfnisse wurden nicht gesehen.
Meine Sichtweise fand keinen Platz. Mein Beitrag blieb ungehört und ungesehen.
Damals war das für den Inhaber kein großes Problem – Personal war leicht zu finden und kam genug nach. Heute ist das anders. Eine Praxis kann es sich kaum mehr leisten, gute Mitarbeitende zu verlieren – schon gar nicht wegen vermeidbarer Konflikte.
Wenn Generationen aufeinandertreffen
Was ich damals erlebt habe, begegnet mir heute immer wieder – nur komplexer.
Denn der Generationenwandel bringt nicht nur neue Ideen, sondern auch neue Reibungspunkte:
- Unterschiedliche Vorstellungen von Arbeit und Verantwortung
- Verschiedene Kommunikationsstile
- Jede Menge unausgesprochene Erwartungen
In der Praxis wird das oft besonders sichtbar, wenn es um Veränderungen geht – etwa durch Digitalisierung. Eingespielte Abläufe und Routinen verändern sich, und damit geht Sicherheit verloren. Und das spiegelt sich dann in einem hakeligen Miteinander.
Doch nicht die Technik selbst ist das Problem, sondern Unsicherheit und Misstrauen, das sich an ihr entzündet.
„Die Jungen wollen alles ändern.“
„Die Älteren blockieren alles.“
So lauten die unausgesprochenen Vorwürfe. Und so verhärten sich die Fronten.
Kommunikation: Ein unterschätzter Wirtschaftsfaktor
Der Gewinn der Praxis ist abhängig von der Qualität der Kommunikation – nicht nur mit Patient:innen, sondern ganz besonders im Team.
Wenn Zusammenarbeit hakt, bleibt nicht nur die Stimmung auf der Strecke – sondern kostet zusätzliche Zeit und dadurch deinen Umsatz. Abläufe stocken, Informationen gehen verloren und so verbringen Mitarbeitende über 10 % ihrer Arbeitszeit mit zusätzlichen Nachfragen.
Doch wie gelingt gute Kommunikation, wenn das Team aus mehreren Generationen besteht?
Unterschiedliche Wege, gleiche Bedürfnisse
Interessanterweise zeigen Studien wie die von Simon Schnetzer (2023): Alle Generationen wünschen sich dasselbe – Sicherheit, Bindung, Selbstwert, Spaß. Nur die Wege dorthin unterscheiden sich.
Am Beispiel des Selbstwertes wird deutlich, dass Prägungen das Verhalten tiefgreifend beeinflussen:
- Jüngere Kolleginnen, die mit Social Media, Vergleichen und Leistungsdruck groß geworden sind, brauchen regelmäßiges Feedback. Es ist ihr Anker, ihr Beweis: „Ich bin auf dem richtigen Weg.“
- Ältere Teammitglieder, die mit Sätzen wie „Nicht geschimpft ist gelobt genug“ aufgewachsen sind, geben dieses Feedback oft nicht – nicht aus Absicht, sondern weil es für sie nie Teil der Kultur war.
- Gleichzeitig erleben sie selbst Technik als Herausforderung – gerade, wenn sie mit Krankenscheinen und Karteikästen groß geworden sind. Der Wandel verunsichert, der Selbstwert gerät ins Wanken. Sie fragen sich: „Werde ich abgehängt oder kann ich da mithalten?“ Das sind Gedanken, die Angst machen können.
Was wie ein Konflikt wirkt, ist eben oft nur ein Missverständnis, mit Altersangabe.
Der Schlüssel: echtes Interesse statt lautes Ego
Wir lösen diese Konflikte nicht durch mehr Regeln oder durch mehr Kontrolle, sondern durch mehr Verständnis.
Wenn wir uns trauen, zu fragen: Was steckt hinter deinem Verhalten? Was brauchst du wirklich? erkennen wir, dass unser Gegenüber mich mit seinem Verhalten nicht ärgern, sondern nur sich und seinen Selbstwert schützen möchte.
Was dann passiert, lässt mir jedes Mal eine Gänsehaus über den Rücken laufen: echte Verbindung und etwas Magisches: Vertrauen – nicht sichtbar, aber deutlich spürbar!
Vertrauen entsteht, wenn wir bereit sind, einander wirklich zuzuhören – ohne Bewertung, ohne Schublade. So entsteht aus Konfrontation Augenhöhe. Aus Missverständnissen entsteht Verbindung, die Sicherheit gibt und im Praxisalltag für alle Leichtigkeit bringt. Und aus einem „Ich vs. die“ wird ein echtes Miteinander.
Schau hin, bevor es kracht
Du spürst Spannungen im Team? Es wird gemurrt, sich zurückgezogen oder aneinander vorbeigeredet? Abläufe stocken, Fehler passieren und statt echtem Feedback und Veränderung gibt es ein „Übereinander reden“ statt miteinander?
Dann wird es Zeit, unter die Oberfläche zu schauen – bevor aus Reibung ein Flächenbrand wird.
Ich lade dich zu einem kostenfreien Impuls-Gespräch ein. Wir klären gemeinsam:
- Wo die eigentlichen Ursachen liegen
- Welche unbewussten Bedürfnisse gerade nicht gesehen werden
- Und welche konkreten Schritte wieder zu einem echten Miteinander führen
Ihre Netzwerk Expertin
Hanka Schiebold