Was macht eigentlich ein gutes Team aus? Der Frage bin ich in den letzten Wochen immer mal wieder nachgegangen. Momentan sind alle Teams mit denen ich mich beschäftige sehr an ihrer Belastungsgrenze. Das liegt zum einen daran, dass die Personaldecke an sich schon knapp ist. Durch Corona kommen dann noch mögliche Ausfallzeiten durch Quarantäne hinzu, Kinder im Home-Schooling, die Stress machen, krank sind, etc.
Folge davon ist, dass die Mitarbeiterinnen, die in der Praxis arbeiten, automatisch für die ausfallende Kollegin mitarbeiten. Über das erhöhte Arbeitsaufkommen durch strenge Hygienekonzepte haben wir ja schon gesprochen.
Da ist es leicht vorstellbar, dass Überforderung entsteht. Warum können jedoch einige Teams mit diesen Gegebenheiten besser umgehen als andere?
Im Vordergrund steht immer die persönliche innere Haltung und Stabilität des einzelnen.
Hier ist das Modell der Salutogenese von Antonovsky hilfreich. Er beschreibt, dass wir dann widerstandsfähig gegen Stress sind – also resilient, wenn wir ein sogenanntes Gefühl der Kohärenz mit unseren Lebensumständen haben.
Das bedeutet, wenn wir 1. Verstehen, was passiert. Da ist es ja momentan etwas schwierig den Überblick zu bekommen, aber wenn ich 2. denke, ich kann es bewältigen und ich mir ein inneres Erklärungsmodell erstelle und 3. den Sinn in meinem Tun finden und erkennen kann erfahre ich ein Gefühl innerer Stabilität.
Teams, die momentan gut funktionieren haben einen gemeinsamen Sinn und eine gemeinsame Vision für die Praxis in der sie arbeiten. Und man sagt ja so schön: mit einem klaren“ Warum“ ist (fast) jedes „Wie“ zu ertragen. Die Teammitglieder haben das Gefühl, sich aufeinander verlasen zu können.
Dazu gehören u.a. einfache Rituale wie morgens gemeinsam bei einem Kaffee den Tag zu besprechen und sich vor Feierabend noch einmal bewusst zu werden, was gut gelaufen ist.
Und ein gutes Team funktioniert vor allem mit guter bewusster Führung. Die Chefin einer Praxis kann zum guten Gelingen und zur Resilienz in der Praxis beitragen, indem sie für klare Kommunikation sorgt, Verbindlichkeit in den Absprachen und selber die Vision und den Sinn vorlebt.
Eine Praxis, mit der ich neulich gearbeitet habe, hat sich von ihrer Chefin gewünscht einen Entspannungsraum einzurichten, in den sie sich nach Bedarf zurück ziehen können. Dieser Raum hat eine interessante Wirkung auf gesamte Klima der Praxis gehabt. Allein dadurch, dass es diesen Raum gibt und jede Mitarbeiterin sich eine Auszeit nehmen durfte durch ein „Ich-entspanne-mich-Schild“ an der Tür ist der gegenseitige Respekt für den Raum der anderen gestiegen. Und gleichzeitig hat jede Mitarbeiterin sich selbst fragen können: was brauche ich eigentlich gerade?
Resilienz ist also ein Achtsamkeitsprozess, der bei jeder einzelnen anfängt und sich in Kreisen – wie bei einem ins Wasser geworfene Stein – ausbreitet.
Wie schaffen Sie es ab heute etwas mehr auf sich zu achten?
…es sind die kleinen konsequenten Veränderungen in unserem Bewusstsein, die uns zu Sinn und Machbarkeit im Alltag verhelfen.
Ich freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Ideen um ganz in ihr Potenzial zu kommen.
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