Stress zwischen Ärzten und Angestellten – 4 Dinge, die Sie dann tun können

Hanka Schiebold

Diese Thematik begegnet uns nicht nur im beruflichen Kontext. Auch in der Familie gibt es Situationen, die deutlich machen, dass es hier geht es nicht nur um eine Sache an sich geht. Die Ebene der unterschiedlichen Hierarchien und damit verbundener Macht spielt, wenn auch nicht immer bewusst, mit in einen Konflikt hinein. Die Reaktion ist dann geprägt vom Erleben und gemachten Erfahrungen. So bin ich beispielsweise aufgewachsen mit dem Bild, dass die Eltern (oftmals) Recht haben. Lange Diskussionen gab es nicht. Meine beiden Kinder hingegen sind durch den Zeitgeist geprägt, die Dinge zu besprechen. Mit einem sehr diskussionsfreudigen Mädchen führte das zu der ein oder anderen langen Entscheidungsfindung, manchmal auch früh um vier.

Um für alle Seiten einen gangbaren Weg zu finden, habe ich für mich vier hilfreiche Dinge gefunden, die ich hier gerne mit Ihnen teilen möchte:

 

1.           Das Gespräch suchen

Oberste Priorität hat wie so oft der Austausch und die Kommunikation. Themen anzusprechen und nachzufragen zeigt Wertschätzung und eröffnet für beide Seiten den Weg in die Lösungsfindung. Vermeidungsstrategien und „den Kopf in den Sand stecken“ helfen beiden Seiten bei Differenzen nicht weiter. Eher wachsen Druck und Frust bei den Beteiligten und der klare Kopf für die Lösung geht im Nebel der Wut verloren. Also, erstmal durchatmen und eine „ruhige Minute“ für ein Gespräch finden.

 

2.           Die eigene Sicht reflektieren

Vor dem Gespräch kläre ich für mich dann folgendes: „Was habe ICH zur Situation beigetragen? WO bin ich angefasst, WAS triggert mich und WIE interpretiere ich?“ Dann bekomme ich schon eine ganz gute Ahnung davon, wo meine Verantwortung für den Stress liegt. Manche Dinge kann ich auch anders interpretieren, manche meiner Reaktionen sind jedoch durch meine Erfahrungen vorbelastet. Damit bin ich in meiner Offenheit eingeschränkt und ich rutsche in Verhaltensmuster. Hilfreich ist, diese Muster ins Bewusstsein zu holen, um so aktiv andere Wege erkennen zu können. Im Übrigen gilt Punkt Zwei für beide, also sowohl für MitarbeiterInnen und (Zahn-)ÄrztInnen.

Eine wichtige Aufgabe als Führungskraft/ Praxisleitung ist ebenfalls vor dem Gespräch zu klären:

„Wie neutral und unbelastet kann ich dieses Gespräch führen?“ Als Führung bin ich immer Teil des Systems und laufe damit Gefahr, „den Wald vor lauter Bäumen“ nicht zu sehen. Es ist hilfreich, eine neutrale Person (ggf. MediatorIn) frühzeitig mit einzubinden. Das kann die Lage durch den Fokus auf das Wesentliche schnell beruhigen, die Lösungsfindung extrem beschleunigen und bei der Begegnung auf Augenhöhe helfen.

 

3.           Austausch auf Augenhöhe

Die Position des Anderen zu sehen und anzuerkennen ist hier das Stichwort. Oft ist gerade das eine große Herausforderung, wenn Frust, Enttäuschung oder Wut vorhanden sind. Hier sorgt wieder die neutrale Person für Klarheit in der jeweiligen Positionierung. Lassen wir uns auf eine andere Sicht ein, können wir neue Aspekte und Lösungsideen erkennen. Und auch dieser Punkt gilt für beide Seiten, für Führung und Angestellte.

Das richtige Feedback zu geben spielt dabei eine elementare Rolle. Meinem Gegenüber zu zeigen, was ein Verhalten bei mir ausgelöst hat, welche Wirkung es hinterlassen hat, hilft mir dabei, bei mir zu bleiben und die sogenannte Ich-Botschaft ohne Wertung wiederzugeben. Dem Anderen gibt das die Möglichkeit, zu erkennen, dass etwas „gut Gemeintes“ nicht die erwünschte positive Wirkung hatte. Mit dem Anerkennen der ungewünschten Wirkung und der Übernahme der Verantwortung („Das war nicht meine Absicht“) entsteht der nötige Lösungsraum.

 

4.           Wünsch Dir was

Sind die Ursachen geklärt, die zu der Situation geführt haben, geht es für beide Seiten nun um Lösungsideen. Wie soll es sein, damit diese Wirkung nicht eintritt? Auch das kann für beide Seiten eine Herausforderung sein. Meistens weiß man ja eher, was man nicht will.

An diesem Punkt lasse ich als Mediatorin dann beide Seiten auch nicht aus ihrer Verantwortung. Nur wenn ganz klar ist, wie z.B. ein Ablauf für beide Seiten sein soll, kann es zu einer nachhaltigen Veränderung kommen. Ein Wunsch – das kennen wir von Weihnachten – hat keine Erfüllungspflicht, eine Forderung dagegen schon. Es gibt Themen, da gibt es für Sie als InhaberIn keinen Verhandlungsspielraum (z.B. Hygiene). Je klarer Sie dann in Ihrer Position sind, desto deutlicher werden auch die verbleibenden Möglichkeiten. Wenn Sie als (Zahn-)Ärztin oder auch als MitarbeiterIn also eine Forderung haben, dann zeigen Sie auch die Konsequenz in der Nichterfüllung auf und benennen diese offen. Bin ich als Beteiligte jedoch nicht bereit, die Konsequenz zu ziehen, dann bleibt es nur bei einem Wunsch. Auch das kennen wir ja aus der Kindererziehung.

 

Fazit

Kommunikation ist der Schlüssel zur Lösung. Schaffen Sie als Praxisleitung mit einer offenen, ehrlichen Unternehmenskultur eine vertrauensvolle Atmosphäre. Implementieren Sie eine wertschätzende Feedbackkultur nach festgelegten Regeln. Fordern Sie aktiv Feedback ein und zeigen Sie damit Kritikfähigkeit. Fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas „komisch“ vorkommt. Hierbei gibt es keine Kleinigkeiten. Wie bei dem dreckigen Geschirr in der Spüle sammelt sich schnell Weiteres und schon ist es Riesenhaufen!

Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen dazu mit mir. Welche Erfolgsrezepte haben Sie? Und wenn Sie Fragen für die Umsetzung haben, unterstütze ich Sie gerne. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

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Hanka Schiebold

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